Das Museumsdorf wurde 1934 von dem Cloppenburger Oberstudiendirektor Heinrich Ottenjann angelegt. Am Himmelfahrtstag 1936 wurde es feierlich eröffnet. Am 13. April 1945 wurden sechs Häuser des Museumsdorfes durch Artilleriebeschuss zerstört, darunter auch der Quatmannshof. Dieser wurde bis 1962 detailgetreu wieder aufgebaut. Der zweite Museumsleiter nach Heinrich Ottenjann war sein Sohn Helmut Ottenjann (1961-1996). Seit 1996 ist Uwe Meiners Leiter des Freilichtmuseums.

Forschungs- und Bildungseinrichtung für Kultur- und Agrargeschichte

Das Niedersächsische Freilichtmuseum fungiert heute als Forschungs- und Bildungseinrichtung für Kultur- und Agrargeschichte. Die museumspädagogischen Einrichtungen sind stets produktorientiert

Die Forschungsarbeit konzentriert sich auf die Bereiche Regionalgeschichte, Volkskunde und Hausforschung. Ein Team von drei Wissenschaftlern, ständig unterstützt von Ehrenamtlichen- und Projektpartnern, erforscht z.B. historische Quellen, plant Ausstellungen, berät beim Bau neuer Häuser usw. Diese Arbeit wird nicht nur in wissenschaftlichen Zeitschriften und Bänden dokumentiert, sondern das Museumsdorf gibt auch eigene Bücher und Schriften heraus. Unterstützt werden die wissenschaftlichen Mitarbeiter von Handwerkern, die das Museumsdorf instand halten und den Besuchern traditionelles Handwerk vorführen. Seit 2009 erhält das Museumsdorf von der Carola Wüstefeld-Stiftung jährlich 50.000 Euro für die Instandhaltung der Gebäude.

museum cloppenburg

Polemik um die Bezeichnung „Cloppenburg Museumsdorf (NS)“

Das Gründungsjahr des Museums 1934 hat die Frage aufgeworfen, ob das Museumsdorf Cloppenburg Ausdruck der nationalsozialistischen „Blut-und-Boden“-Mythologie sei. Diese Vermutung wurde von der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet ungewollt genährt, weil sie die Geschichtslehrer des Museumsdorfes unter „Cloppenburg Museumsdorf (NS)“ aufführte, wobei NS für Niedersachsen und nicht für Nationalsozialismus steht.

Vielmehr ist die Gründung des Museumsdorfes Cloppenburg im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Heimatbewegung in Deutschland zu sehen: Diese war bereits um 1880 als Reaktion auf die Verstädterung Deutschlands und aus dem Wunsch vieler Städte entstanden, sich an ihre landwirtschaftlichen Wurzeln zu erinnern. Aus dieser Bewegung heraus entstanden im Land Oldenburg 1910 das Ammerländer Bauernhaus in Bad Zwischenahn und 1912 die Rauchkate in Neuenburg als Orte, an denen Erinnerungen lebendig werden konnten. Im Jahr 1922 wurde in Cloppenburg selbst ein Heimatmuseum gegründet.

Aus dieser Bewegung heraus entwickelte Heinrich Ottenjann das Konzept des Museumsdorfes Cloppenburg, das 1934 verwirklicht wurde. Die Nationalsozialisten unterstützten den heimatkundlichen Gedanken und nutzten und ideologisierten den Ort, der zwar volks- und baugeschichtlich begründet war, aber nie im Sinne einer nationalsozialistischen Kultstätte. Heute reagieren die Mitarbeiter des Museumsdorfes Cloppenburg eher gereizt auf die Unterstellung, es gäbe eine Ähnlichkeit zwischen Heimatgeschichte und NS-Ideologie: Das Museumsdorf führt nicht nur regelmäßig Veranstaltungen durch, die Licht ins Dunkel der NS-„Dämonen“ bringen sollen, sondern seine Mitarbeiter sind auch so gut informiert, dass sie auf Nachfrage zu diversen dieser Theorien Stellung nehmen können.

Anlage und Einrichtungen

Das Niedersächsische Freilichtmuseum zeigt die Geschichte des ländlichen Lebens in der Region Niedersachsen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart auf einer Fläche von rund 20 Hektar. Über 50 historische Gebäude mit den dazugehörigen Bauerngärten und umliegenden landwirtschaftlichen Flächen veranschaulichen das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt im Wandel der Zeit.

Neben bäuerlichen und handwerklichen Gebäuden und Wohnhäusern der Landbevölkerung befinden sich auf dem Museumsgelände auch eine Fachwerkkirche aus Klein-Escherde (Baujahr 1698) und eine Dorfschule aus Renslage (Baujahr 1751). Außerhalb des eigentlichen Museumsdorfgeländes, nördlich der Höltinghauser Straße, ist ein großer Moorpflug ausgestellt.

Wichtige Bauvarianten des plattdeutschen Hauses und des ostfriesischen Gulfhauses werden hier präsentiert. Seit den 1970er-Jahren werden die Häuser unter Bewahrung der Spuren ihrer Geschichte und mit Aspekten der Biografien ihrer ehemaligen Bewohner wieder aufgebaut.

Mühlen

Seit 2008 ist das Museumsdorf eine Station an der Niedersächsischen Mühlenstraße. Wer dieser touristischen Route folgt, kann Folgendes besichtigen:

  • Eine Kappenwindmühle (Galerieholländer, Achtkantwindmühle oder Holländer) aus Bokel (Landkreis Cloppenburg) aus dem Jahr 1764.
  • Eine Bockwindmühle oder Ständermühle aus Essern (Landkreis Nienburg), vermutlich um 1638 erbaut.
  • Eine Rossmühle aus Mimmelage (Landkreis Osnabrück) – eine hölzerne Mühle oder Rossmühle zum Mahlen von Getreide, gebaut um 1850 bis 1890. Das Getreide wurde mithilfe von Pferden gemahlen. Die in der Dresch- und Getreidescheune des Hofes Wehlburg gefundene Pferdemühle aus dem Jahr 1868 ist die letzte erhaltene ihrer Art in Niedersachsen.
  • Eine Kokerwindmühle aus Edewecht (Landkreis Ammerland) aus dem Jahr 1879, die ursprünglich als Wasserschöpfmühle konzipiert war.

Landwirtschaft und Handwerk – Wohn- und Wirtschaftsgebäude

Das Museumsdorf Cloppenburg hat sich zum Ziel gesetzt, ein möglichst vollständiges Spektrum der verschiedenen alten bäuerlichen Handwerke und der dazugehörigen Werkzeuge und Geräte zu zeigen.

Von den zahlreichen Gebäuden, die der Landwirtschaft dienten, sind der Quatmannshof (aus Elsten, erbaut 1805) und die Wehlburg (aus Wehdel, erbaut 1750) besonders erwähnenswert. Neben Heuerhäusern, Bauernhäusern und Landarbeiterhäusern gibt es zahlreiche Beispiele für ländliche Handwerkerhäuser: Weißschmiede, Drechslerei, Hufschmiede, Kupferschmiede, Schmiede, Lederschuhmacher, Schreinerei, Holzschuhmacher, Tischlerei, Küferei, Brauerei, Blaudruckerei, Töpferei, Sattlerei, Gold- und Silberschmiede sowie technische Kulturgüter wie Schleifmühlen und Motoren.

Zu den Sammlungen des Museums gehört auch der berühmte Oldenburger Meteorit (“Bissel”-Fragment, 4,84 kg), der 1930 vom Himmel auf die Dörfer Bissel (Gemeinde Großenkneten) und Beverbruch (Gemeinde Garrel) fiel.

Die Ergebnisse der umfangreichen Arbeit des Museums werden der Öffentlichkeit anhand ausgewählter Beispiele in regelmäßig wechselnden Sonderausstellungen im Schloss Arkenstede und in der Münchhausenscheune präsentiert.